Pflege ist nicht nur stationär.

Auch ambulante Beratungsleistungen müssen behelfsmäßig digitalisiert werden!

Wenn wir von Einrichtungen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sprechen, dann meinen wir neben Krankenhäusern in erster Linie Einrichtungen der Altenpflege und Einrichtungen zur Betreuung von behinderten Menschen. Einrichtungen also, in denen die Patient*innen und Bewohner*innen planbar eine längere Zeit verbringen. Diese Einrichtung habe ich gemeint, wenn ich zum Beispiel in den letzten Tagen von Sofortmaßnahmen geschrieben habe, die man ergreifen sollte, um auf die dramatische und sich zuspitzende Situation zu reagieren.

Es gibt aber einen weiteren wichtigen Bereich, der nicht in Vergessenheit geraten darf: Einrichtungen, die ambulant und hauptsächlich beratend tätig sind. Drogen- und Suchtberatungen, Psycho-Soziale Ambulanzen, Beratungsstellen der Krankenkassen, Sozialverbände und viele weitere Anlaufstellen. Auch diese Leistungen sind ein essentieller Teil unseres Gesundheitssystems und jetzt nicht minder wichtig. Deshalb besteht auch hier die Notwendigkeit, dass wir schnell einsetzbare, digitale Lösungen finden.

Website als erster Anlaufpunkt

In Zeiten, in denen Betretungsverbote bestehen und nach und nach Ausgangsbeschränkungen in Kraft treten, sind die Türen der Beratungseinrichtungen leider auch verschlossen. Die Tür die aber auf steht, ist das Internet. Sie wurde in der Vergangenheit in der Gesundheitswirtschaft vernachlässigt – zumindest im Gegensatz zu den Websites von Unternehmen, die auf Kundenbindung im Internet angewiesen sind. So ist mindestens zu überprüfen, ob dort leicht zugänglich alle notwendigen Informationen zu finden sind. Wann und wo finden Hilfesuchende nun noch Unterstützung? Welche Kontaktwege gibt es?

Wenn eine Einrichtung bisher keine Website zur Verfügung hat, oder aktuell nicht die Ressourcen, um sie entsprechend zu aktualisieren, dann leisten Website-Baukastensysteme Abhilfe. Zum Beispiel Jimdo oder Wix. Innerhalb kurzer Zeit und auch ohne Programmier-Kenntnisse kann man damit eine funktionierende Website online stellen. Es geht nicht um schön animierte Programmierungen, sondern rein um den Inhalt.

Chatbot, Videokonferenzen und Co

Die Website, auf der sich die korrekte Telefonnummer für die telefonische Beratung findet ist ein Anfang, aber ein sehr dürftiger. Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft sollte sich an den Profis orientieren: Chatbots direkt auf der Startseite als niederschwelliges Kontaktangebot gemeinsam mit der vom Datenschutz verteufelten Whats-App-Nummer und der Skype-Beratung würden in diesen Zeiten die Patient*innen und Klient*innen dort abholen, wo sie sind: Online zuhause und mit den für sie typischen Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet.

Darüber sind natürlich nicht alle Beratungsleistungen zu erbringen. Für medizinische Versorgung, beispielsweise psychotherapeutischer Behandlung, die seit dem 01. Oktober 2019 in solchen Ausnahmefällen auch per Videotelefonat erbracht werden kann, müssen es schon die völlig datenschutzkonformen zertifizierten Videodienstanbieter sein.

Kein System ersetzt den menschlichen Kontakt

Natürlich ersetzt kein System der Welt einen persönlichen Kontakt, denn der Mensch nimmt im persönlichen Kontakt mit allen Sinnen wahr und kann Situationen viel besser einschätzen. Für den Moment und unter den aktuell gegebenen Bedingungen müssen wir aber Experimente und Workarounds wagen, um die Minimalversorgung aufrecht zu erhalten. An dieser Stelle kann die Gesundheitsbranche übrigens von Startups lernen: Hier herrscht schon lange die Philosophie, dass nicht alles immer perfekt sein muss. Dass es nämlich manchmal besser ist ein zum Teil lückenhaftes Produkt zu nutzen, statt gar kein Produkt zu haben. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass wir es mit Websites, Chatbots und Videokonferenzen schaffen werden, die Zeit bis zu einer Normalisierung der Verhältnisse zu überbrücken.

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