Social Distancing darf keine Funkstille sein!

Wie man mit Verwandten in Pflegeeinrichtungen in Kontakt bleiben kann und sollte.

Die aktuelle Lage zwingt uns, im Haus zu bleiben. Wir, die gesund und fit sind, können uns beschäftigen: Wir arbeiten aus dem Home Office heraus, verbringen die Zeit mit der eigenen Familie und finden auch sonst (mehr oder weniger kreative) Wege, um gut durch die Coronakrise zu kommen. Doch was ist mit all denjenigen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen? Personen, die auf Hilfe von Pflegekräften angewiesen sind und deren einziger Kontakt die Besuche von Verwandten und Bekannten sind?

Persönliche Treffen sind im Moment nicht möglich, doch es gibt andere Arten, um auch jetzt in Kontakt zu bleiben.

Anrufen

Die einfachste Lösung zuerst: Nichts ist leichter, als das Telefon in die Hand zu nehmen und engmaschig bei den Verwandten/Bekannten anzurufen. Die meisten Pflegeeinrichtungen haben Festnetztelefone, die in den einzelnen Zimmern stehen. Wer die Nummer nicht kennt, kann sie über die Zentrale der Pflegeeinrichtung schnell herausfinden. Oder, auch das ist gar nicht so unwahrscheinlich, Verwandte/Bekannte haben ein eigenes Handy, über das sie erreichbar sind.

Emails schreiben

Wer ein eigenes Handy hat, der hat auch möglicherweise Zugang zu Mails. Sie können mobil auch dann empfangen werden, wenn die Einrichtung selbst kein gutes WLAN hat. Der zusätzliche Nutzen zum Anruf: Man kann Bilder verschicken, zum Beispiel vom letzten Urlaub oder auch ganz gewöhnliche Szenen aus dem Alltag. Das ist dann auch eine gute Gelegenheit, um die Verwandten/Bekannten am eigenen Leben teilhaben zu lassen und ihnen Dinge zu zeigen, was sie unter normalen Umständen nicht gesehen hätten.

Übrigens ist das auch eine sehr gute Gelegenheit, um die Angehörigen mit einem alten, aber noch funktionsfähigen Handy oder Tablet auszustatten. Das sorgt für Beschäftigung, denn die Bedienung will erstmal gelernt werden. Da können sich die Bewohner*innen vielleicht sogar gegenseitig helfen oder mit Unterstützung der Pflegekräfte einen großen Schritt in der Digitalisierung nach vorne machen. Vielleicht geht es dann als nächstes in die Sozialen Netzwerke, um mit der Familie und Bekannten via WhatsApp oder Facebook Kontakt zu halten. Und schließlich können die oben erwähnten Anrufe auch über Skype, FaceTime oder einen anderen Anbieter für Videotelefonie durchgeführt werden. Abhängig vom technischen Verständnis und der Ausstattung ist hier viel möglich.

Wenn die IT-Infrastruktur nicht reicht: Briefe schreiben

Leider reicht in vielen Pflegeeinrichtungen die IT-Infrastruktur noch nicht aus, um diese Maßnahmen zu ermöglichen. Ich bin mir sicher, dass sich das nach der Corona-Krise zügig ändert. Aber jetzt müssen wir damit leben und eine wunderbare analoge Alternative nutzen:

Wer keinen eigenen Zugang zu Mails etc. hat, der kann Post empfangen. Die aktuelle Situation bietet sich geradezu idealtypisch dafür an, sich Zeit zu nehmen und endlich mal wieder einen Brief zu schreiben. Entweder handschriftlich (sofern gut leserlich), oder ausgedruckt (sofern ein Drucker zur Verfügung steht). Wenn lesen bei dem oder der Empfänger*in ein Problem ist, dann kann man die Texte kurz halten, oder so schreiben, dass das Pflegepersonal sie vorlesen kann. Und natürlich kann man Bilder auch analog verschicken! Wer keine ausgedruckten Fotos zu Hause hat, kann sie beispielsweise hier drucken lassen, man bekommt sie sogar in einer netten Bilderbox, die sich zum Verschenken eignet. (https://www.myposter.de/bilderbox) Oder über verschiedene andere Anbieter kann man Postkarten online selbst gestalten und dann verschicken. Sie landen in der ganz normalen Hauspost. https://www.urlaubsgruss.com/

Erklären

Viele ältere Menschen oder Menschen mit geistigen Einschränkungen sind mit der aktuellen Informationsflut überfordert. Da ist es schon für uns schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Damit die schnelle Entwicklung der Lage aber nicht zu unnötiger Verunsicherung führt, sollten alle mit ihren Verwandten/Bekannten sprechen und die Dinge so erklären, dass sie es verstehen können. Das erleichtert auch dem Pflegepersonal die Arbeit, weil alle ruhig bleiben.

Kontaktdetails bei der Pflegeeinrichtung angeben

Sind die Notfallkontakte noch aktuell? Hat sich durch die aktuelle Situation etwas geändert? Es kann zum Beispiel sein, dass sich eine Person, die eigentlich ein Notfallkontakt gewesen wäre, nun in Quarantäne befindet. Kontaktdetails müssen in einem solchen Fall sofort aktualisiert werden, damit im Falle eines Notfalls schnell jemand erreichbar ist, der das Haus auch tatsächlich verlassen kann und darf.

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