Pflicht, Kür und ein virtuelles Osterfest

Bei Bekanntwerden der Gefahrenlage lag es an den Führungskräften, schnell und entschlossen zu handeln. Für die Techniklotsen bedeutete das: Krisenstab einsetzen und tagen lassen, Teams in die Home Offices schicken und dezentral organisieren, den eigenen Geschäftsbetrieb am laufen halten. Für unsere Kunden war das ähnlich, erweitert allerdings noch um die Schwierigkeit, die Betreuung der Bewohner*innen in den Einrichtungen durch das Pflegepersonal für alle Beteiligten ohne Infektionsrisiko sicher zu stellen. Um eine Analogie aus der Medizin zu nutzen: Es ging darum, zuerst einmal die Vitalfunktionen des Systems zu stabilisieren.

Wer zu lange abgewartet hat, der ist jetzt leider in einer unvorteilhaften Situation. Der Druck auf das Gesundheitssystem steigt zunehmend, die Lage verschärft sich und wer noch die Basis-Fragen klären muss, der kämpft an mehr Fronten gleichzeitig, als es eigentlich notwendig gewesen wäre. Nur mit viel Glück kann man den Rückstand noch aufholen. Wer aber rechtzeitig reagiert hat, der konnte sich selbst einen entscheidenden Vorsprung verschaffen: Nicht, damit der Krisenstab in den Urlaub gehen kann, oder die gewohnten Organisationsstrukturen wieder greifen, sondern um auch wieder Raum für Dinge zu schaffen, die in der hoch akuten Anfangsphase der Krise in den Hintergrund treten mussten.

Nach der Pflicht kommt die Kür

Mit Kür meine ich all die Aufgaben, die ebenfalls wichtig sind, aber nicht entscheidend dafür, ob das System der Krise standhält – oder eben nicht. Wechseln wir die Perspektive und versetzen wir uns in die Position der Bewohner*innen hinein, dann zeigt sich, dass auch das ein essentieller Teil der Krisenbewältigung ist. Ein Anlass, der genau das veranschaulicht, steht mit dem Osterfest unmittelbar bevor. Dieses Jahr, das ist allen klar, wird es keine gemeinsamen Gottesdienste und Besuche der Familie geben. Traditionen können nicht wie gewohnt stattfinden und die Isolation fällt dann besonders stark auf. Das kann und wird auf das Gemüt schlagen und die Situation innerhalb der Einrichtungen nicht entspannen.

Deshalb müssen wir den Erfindergeist, den wir in den letzten Wochen an den Tag gelegt haben, um zum Beispiel Büros in Privatwohnungen zu verlegen, jetzt dafür nutzen, um ein virtuelles Osterfest zu erfinden. Damit das funktioniert, braucht es zwei Komponenten:

1. Bauen Sie schnell pragmatische Lösungen!

Nutzen Sie die bestehenden Möglichkeiten so, dass ein bestmögliches Ergebnis dabei herauskommt. Nicht nach drei Monaten Entwicklungszeit, sondern für das nächste Wochenende. Beginnen Sie dafür zum Beispiel mit diesen Fragen: Lässt die TV- und IT-Infrastruktur einen YouTube-Livestream zu? Gibt es die Möglichkeit, einen Gottesdienst in einer Videokonferenz abzubilden? Falls ja, sollte man sich mit den zuständigen Ansprechpartner*innen der Kirchen in Verbindung setzen. Gibt es vielleicht Übertragungen im Radio, auf die man die Bewohner*innen hinweisen kann? Sprechen Sie mit den Bewohner*innen, damit Sie ihnen das bieten können, was auch gewünscht ist. Vielleicht ist der Ostersegen zwar wichtig, eine Videokonferenz mit den Enkeln aber noch viel nötiger.

2. Involvieren Sie die Familien!

Bitten Sie Familien und Kontaktpersonen ausdrücklich um Mithilfe. Dazu bietet sich an, dass Sie sie durch eine E-Mail oder einen Brief auf die unterschiedlichen Wege aufmerksam machen, wie Bewohner*innen ihrer Einrichtung aktuell erreichbar sind. Haben Sie zum Beispiel mehrere Endgeräte in der Einrichtung verteilt, über die der Kontakt nach außen via Videokonferenz-Tool möglich ist? Dann kommunizieren Sie genau das inklusive der möglichen Zeiten, Telefonnummern und Zugangsdaten in möglichst leicht verständlich an die Angehörigen.

Entscheidend ist, dass Sie den Vorsprung, den Sie im Idealfall haben, jetzt richtig nutzen. Dass Sie also für die Bewohner*innen eine Situation herstellen, die die Digitalisierung so gut es geht nutzt um eine Situation zu ermöglichen, die sich so normal wie möglich anfühlt.

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