Corona Tagebuch #14
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Zusammen improvisieren: IT-Freestyle mit Profis
Ich habe nun schon an mehreren Stellen erwähnt, dass das Gebot der Stunde die behelfsmäßige Digitalisierung ist. Dass wir nämlich versuchen müssen, mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Das Ergebnis kann dann sein, dass Mitarbeiter*innen reibungslos remote arbeiten können, dass das Pflegepersonal wo immer möglich unterstützt wird und Beratungsleistungen so gut es geht aufrechterhalten werden können. Es geht jetzt darum, einen Überblick über die Situation zu haben und Bedarfe mit den möglichen Lösungen richtig einzuschätzen. Und das erfordert ein gewisses Maß an Handwerkszeug.
Mut zur Lücke – aber zur richtigen
Um zu verdeutlichen, was ich meine schauen wir auf den Bereich der Musik: Stellen wir uns ein improvisiertes Gitarrensolo vor. Wenn man als Anfänger*in mit dem Musik machen beginnt, denkt man sich: kann ja nicht so schwer sein. Einfach ein paar Töne hintereinander, ganz ohne lästige Noten. Toll. Die Wahrheit ist: Damit das richtig gut klingt, muss der oder die Musiker*in ein Profi sein oder zumindest viel Erfahrung haben. Denn Harmonien, Rhythmus, Melodie etc. können nicht einfach wild durcheinandergewürfelt werden. Das Solo muss in all diesen Punkten natürlich zum Rest des Musikstücks passen. Eigentlich gibt es sogar wenig Dinge die so schwierig sind, wie eine scheinbar leicht fallende Improvisation.
Ähnlich verhält es sich auch bei der IT. Um jetzt an den richtigen Stellen behelfsmäßig zu digitalisieren, also zu improvisieren, braucht es ausreichend Wissen über die bestehenden Strukturen und die unterschiedlichen Möglichkeiten, diese unter den herrschenden Rahmenbedingungen zu nutzen beziehungsweise auszubauen. Die aktuelle Situation erfordert ebenso die Entscheidung, an bestimmten Stellen eben nichts zu tun oder sich mit einer suboptimalen Lösung zufrieden zu geben. Das Prinzip “Mut zur Lücke” hat aber schon immer nur dann funktioniert, wenn damit eine gute Risikoabschätzung einhergeht. Wo also kann man sich Schwachstellen erlauben, ohne damit ein zu großes Risiko für die gesamte Struktur einzugehen? Experimentieren ist gut, aber naiver Aktionismus ist für IT-Sicherheit und Datenschutz gefährlich, führt schnell zu Wildwuchs und falsch eingesetzten Ressourcen, die letzten Endes verschwendet sind.
Profis im Duett
Deshalb ist es auch jetzt trotz Zeitdruck und ungewissen Rahmenbedingungen immens wichtig, dass die IT-Profis die Pflegefachleute zu Rate zu ziehen und umgekehrt. Beide Seiten müssen am Tisch sitzen, wenn beispielsweise über die Einführung von Videokonferenz-Tools für die Bewohner*Innen diskutiert wird. Oder wenn Lösungen dafür gefunden werden müssen, dass sich Teams auf Home-Office und reguläres Büro verteilen. Pflegeexperten haben einen guten Überblick über die aktuelle Lage in der Einrichtung und wissen, wo kritische Stellen sind. Aber die kritischen Stellen der IT können sie nur schwer abschätzen. Andersrum ist es genauso. ZUSAMMEN improvisieren muss die Devise lauten. Solokünstler braucht gerade niemand, schon gar nicht, wenn sie auf fremden Instrumenten spielen. Was wir jetzt brauchen sind mindestens Duette, manchmal sogar eine ganze Band.
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