Die meisten von euch haben Retrospektiven bereits als Mittel zur Teamentwicklung, Ablaufbeleuchtung oder einen sonstig gearteten Lernraum kennengelernt. Auch die unter euch, die aktiv den SCRUM Zyklus umsetzen kennen die Retrospektiven als Baustein der dort enthaltenen Methoden. Nun kommt es durchaus öfter vor, dass in einem Unternehmen mehrere Projekte gleichzeitig oder permanent über das Jahr verteilt umgesetzt werden. Daher kann es ebenfalls vorkommen, dass Kollegen und Kolleginnen des Öfteren in solchen Umläufen beteiligt sind. Wenn dann auch noch Teamentwicklung mit Retrospektiven umgesetzt werden, kommen über das Jahr verteilt eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Retros. Prinzipiell kein Problem könnte man nun sagen. Dienen doch diese Einheiten der Erweiterung des Wissen Horizonts der Teams.

Allerdings wird hier eines nicht berücksichtigt: die Ermüdungserscheinung. Eine Retrospektive dauert in der Regel um die zwei Stunden. Sie besteht ebenfalls im Normallfall aus den immer wieder kehrenden 5 Modulen „Set the stage“, „Gather data“, „Generate Insights“, „Decide what to do“ und „Closing“. Wenn eine Person nun in zu kurzen Intervallen an einer solchen Einheit teilnehmen soll, ist es nur eine Frage der Zeit, wann hier geblockt wird. Die Zeit an Retros und die immer wieder gleichen Abfolgen führen zu Monotonie, gefühlter Zeitverschwendung oder Ideen-Blockaden der Teilnehmer:innen.

Ein weiterer wichtiger, bisher noch nicht genannter Faktor, ist der Charakter der Teammitglieder. Nicht jeder Mensch ist gleichermaßen für die Methode „Retrospektive“ offen. Retros bedienen keine inhaltlichen Themen zu den jeweiligen Projektinhalten. Sie sollen neue Lernräume öffnen und gute bzw. schlechte Abläufe hinterleuchten. Damit verbunden sind Themen, die eine menschliche und soziale Komponente in den Vordergrund stellen. Das ist nicht jedermanns  Sache. Sätze wie „Retros sind nicht mein Fall“ oder „Karten ankleben ist sinnlos“ kommen genauso häufig vor wie Ausreden, dass Retros nur Zeitverschwendung sind oder das produktive Arbeiten viel wichtiger wäre. Meist sind diese Aussagen nur dafür gut, um vor dem eigenen Unwohlsein abzulenken.

Hier gilt es zu beobachten worin diese Aussagen begründet sind. Wenn es wirklich zu viele Retros sind, ist dies eine Stellschraube an der gedreht werden sollte. Eine weitere Stellschraube ist die Auswahl der Module innerhalb der Retros. Jeder der 5 oben genannten Bausteine kann verschieden ausgefüllt werden. Diese verschiedenen Varianten sind abhängig von der Teamphase (siehe Teamuhr nach Tuckman) und der Ausrichtung der Personen in dem Team. Mit einer vermeintlich kreativeren Gruppe kann man ganz andere Bausteine fahren („Here be Dragons“ oder Pantomime) als mit den klassischen Programmierern (Achtung Klischee :-)). Umso wichtiger ist es, die Retro an dem Team auszurichten um die Chance auf erfolgreiche Ergebnisse zu erhöhen. Mir ist bewusst, dass es Mehrarbeit ist vor einer Retro das Team noch einmal zu analysieren. Aber es ist eine Mehrarbeit, die es wert ist.

In dem Sinne…..

Maik Wickbold

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Über den Autor:
Maik Wickbold ist bei den Techniklotsen vor allem für die agilen Projekte zuständig. Als Agile Coach und Scrum Master begleitet er Projektteams und Fachkräfte bei der Umsetzung Ihrer Projekte und dem Erreichen Ihrer Ziele. Sie haben Fragen oder Wünsche zum Thema? Maik freut sich auf Ihre Nachricht.

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