Denkt IT- und Fachkonzepte gemeinsam!

In den letzten Wochen habe ich mich viel mit den Themen auseinandergesetzt, die Träger von Senioreneinrichtungen umtreibt. Schließlich ging und geht es darum, besonders hilfs- und schutzbedürftige Menschen in der Krise so gut es geht zu helfen. Sei es durch das konsequente Verlagern des Verwaltungspersonals in Home Offices, um die Gefahr einer eingeschleppten Infektion in einer Einrichtung zu verringern, oder durch die Bereitstellung von Videotelefonie-Systemen. Etwas in Vergessenheit geraten sind in dieser Gemengelage die Einrichtungen der Jugendhilfe. Doch das wird sich jetzt ändern. 

Homeschooling ist nicht nur eine Frage der IT 

Zum einen hat sich die Lage in Pflegeeinrichtungen, zumindest für den Moment, vorsichtig beruhigt, denn die neuen Prozesse haben sich eingespielt. Zum anderen rutscht das Thema Schulunterricht immer weiter auf der öffentlichen Agenda nach oben. Vollkommen zu Recht, denn nach der Zeit der ersten Schockstarre steht jetzt fest, dass Homeschooling keine kurzfristige Übergangslösung war, sondern noch für mehrere Wochen der einzige Weg sein wird. Folglich sehen sich die Einrichtungsträger nicht nur mit der Herausforderung konfrontiert, dass sie die Sicherheit der Jugendlichen gewährleisten müssen, sondern auch die Infrastruktur für das erfolgreiche Homeschooling bereitstellen müssen. Wie genau das bewerkstelligt werden kann, genau vor dieser Frage stand ich letzte Woche. 

Recht viel konkreter wurde die Anfrage an mich allerdings nicht. Wie auch, denn aktuell kann niemand so richtig abschätzen, was eigentlich die Anforderungen an das pädagogische Personal und in Folge auch an die IT sind. Der erste Impuls ist deshalb, zuerst zu klären, welche Ausstattung denn verfügbar ist, um dann im Nachgang langsam herauszufinden, wie eigentlich die Nutzung sein wird. Sicherlich könnte ich die Bestellung einer großen Stückzahl Laptops oder Tablets entgegennehmen, aber damit ist es nicht getan. Und vor allem ist da in meinen Augen die falsche Herangehensweise. Denn ohne konkrete Nutzungskonzepte ist die Auswahl der Hard- und Software ein Spiel auf gut Glück. 

Ich plädiere deshalb dafür, dass auch jetzt, trotz der Tatsache, dass agiles Arbeiten in crossfunktionalen Teams nur schwer möglich ist, die Entwicklung von IT- und fachlichen Nutzungskonzepten integriert stattfindet. Isoliert voneinander entwickelte Konzepte verschwenden Ressourcen und führen nicht zum Ziel. Um das Beispiel der Einrichtung der Jugendhilfe noch einmal zu nutzen: Statt viel Zeit mit der Ausarbeitung eines Nutzungskonzeptes zu verschwenden, das auf zu vielen Unbekannten basiert, ist es sinnvoll, dass die pädagogische Fachabteilung mit einer ersten Einschätzung der Anforderungen beginnen. Wer Installationen durchführen darf, ob Downloads erlaubt sind, oder ob die Geräte auch zur privaten Nutzung da sind. Ist das noch zu spezifisch, dann gerne auch im Ausschlussverfahren, also mit den Aspekten, die sicher nicht notwendig sind oder die nicht möglich sein dürfen. Es muss geklärt werden, wer die Geräte wie nutzen darf.

Die IT setzt dann darauf auf, spiegelt infrastrukturelle Rahmenbedingungen und formuliert eigene Anforderungen. Im Wechselspiel zwischen Fachbereich und IT entsteht dann ein Grobkonzept, das  beide Seiten einbezieht, Raum für Weiterentwicklung lässt und – besonders wichtig – schnell die Minimalanforderungen, mit denen man in einen Testlauf gehen kann. Von dem Testlauf aus wird dann gemeinsam agil weiterentwickelt und schließlich der Standard festgeschrieben. 

Natürlich gibt es auch weiterhin Projekte, bei denen ausgefeilte Pflichtenhefte und aufwendige Projektpläne sinnvoll sind – zum Beispiel bei der Einführung eines neuen Buchhaltungssystems – und die ebenfalls im Teamwork von Fach- und IT-Seite entstehen. Doch die aktuellen Rahmenbedingungen sind perfekt für Projekte, die stärker iterativ angelegt sind.

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